Encountering Beauty: Aussehen und Ausgrenzungen im Berliner Alltag

Von Amelie Bauer, Paul Gredig, Maysun Hijazi, Kesho-Tabitha Imadonmwinyi, Marie-Helen Jakob, Izabela Matulewicz, Jennifer Rosenberg, Arowotosuna Olaitan Smith, Elisabeth Winterer und Jodi Cheuk Tung Wong

Vorwort: Im Zuge der COVID-19 Pandemie wurden am 22. März per Dekret der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten alle Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Friseure, Kosmetikstudios, Tattoo Studios etc. geschlossen. Viele der Menschen, mit denen wir im Zuge unserer Recherche gesprochen haben, sind hiervon in ihrem Alltag und ihrer ökonomischen Existenz unmittelbar betroffen. Wir hoffen sehr, dass Orte der Schönheits- und Körperpflege schon bald wieder Räume der sozialen Begegnung, der körperlichen Intimität und des Wohlbefindens sein können!

Seit den 1980er Jahren nimmt der weltweite Konsum von Kosmetikprodukten und Dienstleistungen im Schönheitssektor rasant zu. Auch in Berlin gibt es eine wachsende Anzahl körperzentrierter Angebote und Räume des Schönheitskonsums, von „brasilianischen” Waxing-Studios, über Friseur-Salons und Fitnesszentren bis hin zu Nagel- und Tattoo-Studios. In diesem Blogbeitrag stellen wir, als Studierende der Freien Universität Berlin, unsere Recherchen und Erkundungen im Berliner Stadtraum vor, die im Rahmen zweier Seminare („Anthropologie der Schönheit: Globale Normen, lokale Körper?” und „Schönheit und die Norm: Aussehen und Ausgrenzungen im Berliner Alltag”) zwischen Oktober 2019–Februar 2020 entstanden sind. Unsere multimedialen Ergebnisse stellten wir im Februar 2020 einer größeren Öffentlichkeit im Weddinger Café be’kech vor.

Öffentliche Veranstaltung "Encountering Beauty," 12. Februar 2020 im Café be'kech: Eröffnung/Einführung/Diskussionsfragen/Gemeinsames Hören eines Podcasts/Diskussionsgruppe (Fotos: Paul Gredig). 

Die inneren Werte sind das, was zählt, so lautet das bekannte Sprichwort –und kaum jemand würde dem wohl widersprechen. Dennoch erlebt wahrscheinlich jede*r von uns Begegnungen, in denen der erste visuelle Eindruck doch mehr in uns oder unserem Gegenüber hervorruft, als uns lieb wäre. Wie also reagieren wir bei der ersten Begegnung auf Menschen, die anders oder fremd aussehen? Welche Erfahrungen machen Persons of Colour (POCs), FLINT*-Personen (FrauenLesbenInterNon-BinaryTrans*), Menschen mit Tattoos, ältere Menschen oder Menschen, die auf der Straße leben? Gegen welche Vorurteile müssen sie ankämpfen? Wie verändern sich Kleidungs- und Schönheitspraktiken in transnationalen Räumen?

Diesen und weiteren Fragen haben wir uns mithilfe einer ethnografischen Vorgehensweise genähert: wir haben an den verschiedensten Orten in Berlin teilnehmend beobachtet, sogenannte Feldnotizen geschrieben, Situationen audio-visuell dokumentiert und immer wieder versucht, unseren Forschungsteilnehmer*innen mit einem hohen Maß an Respekt und Selbstreflexivität zu begegnen. Wir glauben, dass die Begegnung mit Menschen, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, hilft,eine größere Diversität an Schönheitsvorstellungen kennenzulernen und die soziale Bedeutung von Schönheit besser zu begreifen, um so auf gesellschaftliche Ungleichheiten hinzuweisen und gegen diese anzugehen. In den kommenden Wochen werden wir euch in zwei weiteren Teilen von „Encountering Beauty“ einen tieferen Einblick in unsere Arbeit geben.