Encountering Beauty: Schönheit und die Norm im Berliner Alltag

Von Amelie Bauer, Paul Gredig, Maysun Hijazi, Kesho-Tabitha Imadonmwinyi, Marie-Helen Jakob, Izabela Matulewicz, Jennifer Rosenberg, Arowotosuna Olaitan Smith, Elisabeth Winterer und Jodi Cheuk Tung Wong 

Normen des körperlichen Aussehens sind eng mit Zuschreibungs- und Ausgrenzungsprozessen verbunden, auch und vielleicht gerade in einer von Migration geprägten Stadt wie Berlin. Der dritte Teil unseres Blogbeitrags beruht auf Fragen, die wir uns im Seminar „Schönheit und die Norm: Aussehen und Ausgrenzungen im Berliner Alltag” als Studierende der Freien Universität Berlin gestellt haben: Inwieweit stehen Vorstellungen von körperlicher Schönheit im Zusammenhang mit normativen Vorstellungen von kultureller Zugehörigkeit, Weiblichkeit/Männlichkeit, weiß-Sein und Altern? Welche Auswirkung hat das für unterschiedliche Menschen und soziale Gruppen im Berliner Alltag? Inwieweit können Schönheitspraktiken auch eine Grundlage für Ermächtigungsstrategien bilden?

Im U-Bahn-Projekt (Alba Trabandt und Marie-Helen Jakob) tauschten sich insgesamt sechs FLINT*-Personen (FrauenLesbenInterNon-BinaryTrans*) über ihre Erfahrungen beim U-Bahnfahren aus. Die Gespräche mit vier von ihnen, Mika, Noah, Toni und Luca wurden mit einem Audiorecorder festgehalten und in verschiedenen Erzählfragmenten unter diesem Link zusammengeführt.

Kleidung ist unsere zweite Haut und Ausdruck unserer individuellen Präferenzen, doch welche Rolle spielen soziale, lokale und globale Einflüsse? Für unser Kleiderschrank-Projekt: Kleidungs- und Schönheitspraktiken in transnationalen Räumen haben Nina Baum, Jodi Cheuk-Tung Wong, Claudia Sáez Fernández und Amelie Bauer M., N. und V., die in jeweils unterschiedlichen transnationalen Kontexten leben, Einblick in ihre Kleiderschränke gewährt. Unter diesem Link findet ihr einige der in diesem Kontext entstandenen Fotografien.

Was verbinden wir mit verschiedenen Beschreibungen von Körperform und Körpergewicht? Welche Glaubenssätze sind mit unseren Assoziationen verbunden? Und wie prägen diese unser Verhältnis zum eigenen Körper? In Körper mit Gewicht: Über Zuschreibungen und Selbstempfinden gewährten Solveig, Sandra, Lynn und Anastasia Lilith Z. und Jennifer Rosenberg in langen, intimen Interviews einen Einblick in ihre Erfahrungswelt und beschrieben die tiefgreifende Auswirkung von Körpernormen und -idealen auf ihr Leben. Bilder der entstandenen Mindmaps und Bilderläuterungen eröffnen sich euch hier.

In welchem Maß ist es schon ein Privileg, sich mit der eigenen Schönheit auseinandersetzen zu können? Im Projekt Auf der Straße: (Selbst-)Wahrnehmung von Schönheit durch obdachlose Menschen in Berlin interviewten Hannah Stietenroth, Johanna Taxacher, Johanna Gabert, Kim Gillert und Elisabeth Winterer sowohl zwei obdachlose Menschen, Giovanni und Sonia, als auch Lena, eine ehemals wohnungslose Arbeitskollegin von Johanna Taxacher. Zugang zu unseren Audioaufnahmen und Beobachtungen unter folgendem Link.

Welche Bedeutungen haben Tätowierungen heutzutage und was symbolisieren die gewählten Motive? Was motiviert die Menschen, sich tätowieren zu lassen? Mit welchen Stigmatisierungen werden Tätowierte von der Gesellschaft konfrontiert? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Idil Deniz, Mandana Bach und Franziska Knierim in ihrer Forschung beim Tattoo Hafen Berlin im Projekt Tattoo-Geschichten in Berlin: Zwischen gesellschaftlicher Stigmatisierung und individuellem Empowerment. Bilder und Ergebnisse findet ihr unter diesem Link.

Und schließlich: welche Bedeutungen haben Haare für Persons of Colour (POCs)? Wie gehen schwarze Menschen mit Rassismus, Colorismus, Diskriminierungserfahrungen und Othering in Bezug auf Haare um? Unter dem Projekttitel Don’t Touch My Hair sprachensechs afrodiasporische Berliner*innen, Christele, Zara, Norcie, Sebastian, Muna und Jonathanin einem Gruppeninterview mit Olaitan Smith und Kesho-Tabitha Imadonmwinyi über ihre Erlebnisse in der Schule, bei der Arbeit oder in öffentlichen Kontexten. Ausschnitte aus dem Interview finden sich mit kurzen Infos über die Befragten hier.

Im Zuge der COVID-19 Pandemie wurden am 22. März per Beschluss der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten alle Dienstleistungsbetriebe im Bereich der Körperpflege wie Friseure, Kosmetikstudios, Tattoo Studios etc. geschlossen. Viele der Menschen, mit denen wir im Zuge unserer Recherche gesprochen haben, sind hiervon in ihrem Alltag und ihrer ökonomischen Existenz unmittelbar betroffen. Wir hoffen sehr, dass Orte der Schönheits- und Körperpflege schon bald wieder Räume der sozialen Begegnung, der körperlichen Intimität und des Wohlbefindens sein können!