Anja Werner & Sarah Fichtner (Text & Erzählung)
Azam Aghalouie & Hassan Tavakoli (Illustrationen & Video)
Wie fühlte es sich an, mit der U-Bahn unter dem geteilten Berlin hindurchzufahren? Dabei schwach beleuchtete, baustellenartige Bahnhöfe zu passieren, an denen keine Züge mehr anhielten? Wie war es, eben jene Züge im Untergrund rumpeln zu hören, sie aber von Ost-Berlin aus nicht erreichen zu können? Sie sich als Geisterzüge vorzustellen, die es eigentlich gar nicht gibt?
Erinnerungen an Geisterbahnhöfe und Geisterzüge in Ost- und West-Berlin ist ein kollaboratives, internationales Motion-Comic-Projekt made in Berlin.
Die Geschichte basiert auf den Kindheitserinnerungen der Historikerin Anja Werner – geboren in Naumburg-Saale – und der Sozialanthropologin Sarah Fichtner – geboren in West-Berlin.
Illustrationen und Motion-Design stammen von den Künstler*innen (Mina) Azam Aghalouie und (Farshid) Hassan Tavakoli aus dem Iran.
Alles begann im September 2019 während eines Workshops, der von dem Projekt Re-Connect / Re-Collect: Crossing the Divides through Memories of Cold War Childhoods unter der gemeinsamen Leitung von Zsusza Millei (Universität Tampere), Nelli Piattoeva (Universität Tampere) und Iveta Silova (Arizona State University) in Berlin organisiert wurde.
Während Sarah Fichtner in diesem Workshop ihre Westberliner Kindheitserinnerung an eine U-Bahnfahrt durch die „Geisterbahnhöfe“ Ostberlins teilte, erinnerte sich Anja Werner an eine Szene aus ihrer Kindheit, in der sie diese „Geisterzüge“ tatsächlich unter einer Wohnung in Ostberlin durchfahren hörte. Das Aufeinandertreffen dieser Erinnerungen brachte die beiden Erzählerinnen zusammen. Intuitiv wussten beide, dass ihre Perspektiven festgehalten werden mussten – in Form einer gemeinsamen Geschichte. Und zwar nicht nur als bloßer Text, sondern als etwas Lebhafteres: als ein Motion-Comic. Sie konnten die Illustrator*innen Azam Aghalouie und Hassan Tavakoli aus dem Iran für ihre Geschichte begeistern. Azam und Hassan kamen 2017 nach Berlin und interessieren sich bis heute sehr für die außergewöhnliche Geschichte dieser Stadt.
Das Motion-Comic, das am 9. November 2020 – dem Gedenktag des Mauerfalls – erstmals online geht, ist somit ein Begegnungsprojekt auf mehreren Ebenen: Erinnerung trifft auf Erinnerung, Ost begegnet West, zwei Geschichten aus Deutschland treffen auf die Vorstellungskraft iranischer Künstler*innen, Illustration wird zu bewegtem Bild.
Die Produktion des Motion Comics wurde durch die großzügige Förderung der Kone Foundation, Finnland, ermöglicht, die das oben genannte Forschungsprojekt finanziert.