mit Jens Fischer Rodrian & Peter Kokoefer
Text: Jens Fischer Rodrian
Vor gut einem Jahr bin ich auf die wunderbaren Bilder des Wiener Künstlers Peter Kokoefer aufmerksam geworden. Ich suchte schon seit Monaten nach einem Maler, dessen Kunst meinen nächsten Gedichtband bereichern sollte. Peter und ich begegneten uns schon vor Jahren, zum Abschluss eines Filmprojekts unserer gemeinsamen Freundin und Filmemacherin Judith Albrecht, für das er als Kameramann und Co-Regisseur und ich als Filmkomponist gearbeitet haben.
Als ich Peter in Wien 2019 wieder traf und seine Bilder entdeckte, wurde mir klar, dass meine Suche beendet war. Nach einem kurzen, sehr herzlichen Telefonat stand fest, wir machen das zusammen.
Das Buch, im dem ich meine neuesten Gedichte, Slam Poetry Texte, Kurzgeschichten und politischen Essays vorstellen werde, wird nun mit den wunderschönen Tintenbildern von Peter illustriert werden und 2021 auf dem Musiklabel LAMETTA erscheinen.
Als kleinen Startschuss für das Projekt stellen wir heute ein Gedicht vor, das zu der Auswahl eines Bildes, welches dann wiederum zu einer brandneuen Komposition geführt hat, quasi eine Doppelbegegnung – Gedicht trifft auf Bild trifft auf Musik.
Die Tatsache, dass man im Laufe der Jahre immer wieder Menschen begegnet, die in Ihrer ganz eigenen Ausdrucksform ähnliche Stimmungen kreieren, denken und fühlen wie man selbst, ist ein unglaubliches Geschenk.
Während ich voller Vorfreude gespannt auf das erste Bild wartete, dass er zu meinem Gedicht „Alles nur geliehen“ aussuchen würde, stöberte ich selbst schon in dem großen Fundus meines neuen Lieblingsmalers. Als ich ihm davon berichtete, in welches Bild ich mich schockverliebt hatte, sagte er mir, dass er an dasselbe gedacht hatte.
Manche Begegnungen der Kunst und der Kreativen finden im feinstofflichen, spirituellen Raum statt, so auch diese. Danke Peter!
Alles nur geliehen
von Jens Fischer Rodrian
So viele Dinge die wir wollen
wir wollen sie aus Eitelkeit
weil all die Dinge, die wir haben
zu lang, zu kurz, zu farblos sind
oder ein ganz bisschen zu breit
Wir häufen so ein Lager an
aus sinnentleerten Sachen
die, als wir sie ersehnten
schon keinen Sinn mehr machten
All das, was wir schon haben
scheint wieder nicht zu reichen
getrieben sind wir Tag für Tag
der Weg schon voller Leichen
Und wenn dann alles von uns fällt
dann fragen wir, Mensch, war´s das wert?
Wir haben alles nur geliehen
besitzen tun wir gar nichts mehr
wenn unser Zug ins Jenseits fährt
Biografien
Jens Fischer Rodrian ist Musiker, Komponist, Produzent, Lyriker, freier Autor und Kreativdirektor der Blue Man Group. Nach vier instrumentellen Soloalben erschien 2017 sein erster Gedichtband „Sich kurz fassen – ach“, 2019 folgte das Spoken Word Album „Wahn & Sinn“.
Viele der Kurzfilme, für die er die Musik schrieb, haben auf Festivals zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten. Er selbst bekam für den Kurzfilm „Stiller Löwe“ den Hauptpreis für die beste Musik auf dem renommierten Festival International du Film D’Aubagne.
Von 2011 bis 2019 war er live mit Konstantin Wecker zu hören, für den er die letzten zwei Live Alben produzierte. Seit 2017 tourt er mit seiner Konzertlesung durch den deutschsprachigen Raum.
Seine Konzertreihe „FOURatONNCE“ wird 2020 zum dritten Mal stattfinden.
2021 erscheint sein neues Buch „Alles nur geliehen“, das neben seinen Gedichten auch Kurzgeschichten und Essay beinhalten wird. Illustriert wird das Buch von Peter Kokoefer.
Jens Fischer Rodrian lebt in Berlin.
www.wahnundsinn.com fischer@kofferstudio.de
Peter Kokoefer, der in Wien lebende Regisseur von Musik-, Theater- und Reisedokumentationen, führte bereits Interviews mit James Brown, Miriam Makeba, Martin Scorcese, Gorbatschov und vielen anderen.
Er gewann Dizzy Gillespie, Elton John und Kruder & Dorfmeister für einen Jazz-Dokumentarfilm, und drehte über buchstäblich alles, von Hebammen in Malawi, bis hin zum Chor der schreienden Finnen. Peter ist ein visueller Geschichtenerzähler, kein Reporter.
Seit Jahren fabriziert er Kunst und hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Armada von Tintenzeichnungen erschaffen.
Peter spielt den Stift, wie Thelonious Monk das Klavier spielte – verzerrt, abstrakt, emotional aber nie wirklich entkoppelt von der Tradition. Er kreiert bizarre Landschaften und Kreaturen, die den Betrachter in eine komplexe, vieldeutige Welt einladen und auf eine besondere Art berühren. „Zeichnen ist für mich vor allem Improvisation. Ich lass mich vom ersten Strich verführen und bin dann sehr gespannt, wohin die Reise geht.“
www.peterkokoefer.com peter.kokoefer@gmail.com