Von Kesho-Tabitha Imadonmwinyi und Arowotosuna Olaitan Smith

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Bei diesem Dokument handelt es sich um Original-Forschungsmaterial, das nicht übersetzt und nicht lektoriert wurde.

Haare und das Frisieren von Haaren hat in vielen afrikanischen sowie afrodiasporischen Kontexten eine besondere kulturelle und soziale Bedeutung. Das gegenseitige Haare machen unter Großmüttern, Müttern, Tanten und Freund*innen ist ein Bei- und Zusammensein, eine Form von self- und community-care. Viele Schwarze Menschen investieren viel Zeit und Geld in ihre Haare (vgl. hooks 2007). Das Endergebnis ist dennoch meist abweichend von der Norm, die glattes oder leicht gewelltes Haar ist. Wie also navigieren Schwarze Menschen in Berlin ihren Alltag und das Leben in einer weißen Mehrheitsgesellschaft, in der sie nicht als schön im Sinne der Norm wahrgenommen werden? Ziel unserer Forschung ist es aufzuzeigen, wie sich der weiß-europäische Schönheitsstandard auf Schwarze Berliner*innen auswirkt und in welchen Realitäten sie sich wiederfinden. Dazu haben wir Interviews mit sechs Schwarzen Personen, die in Berlin leben, geführt. In unserer Forschung konnte Lookismus nicht getrennt von anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus, Kolorismus und heteronormativem Sexismus gesehen werden. Vielmehr mussten wir die Realitäten unserer Interviewpartner*innen intersektional betrachten. Personen, die als weiblich gelesen werden, machen andere Erfahrungen, als jene, die als männlich gelesen werden. Schwarze Menschen mit einem dunkleren Hautton (auch: dark-skinned) machen andere Erfahrungen, als Schwarze Menschen mit einem helleren Hautton (auch: light-skinned). Unsere Interviewpartner*innen positionieren sich bezüglich ihrer spezifischen afrodiasporischen Herkunft, ihres Genders und ihrer Hauttöne unterschiedlich.

Muna (30) ist Politologin mit dem Schwerpunkt Menschenrechte, Jonathan (30), ist Schauspieler und Sebastian (39) ist Diplompädagoge mit den Schwerpunkten Theater und Empowerment. Alle drei sind als Trainer*innen für Antidiskriminierung und Empowerment tätig. Christele (23), Zara (21) und Norcie (21) sind Studentinnen. Christele, Zara, Norcie und Muna identifizieren sich weiterhin als cis-Frauen, Jonathan und Sebstian als cis-Männer.  Die Positionierung als light-skinned beziehungsweise dark-skinned fällt bei allen unterschiedlich aus. Anzumerken ist hier, dass die Begriffe nicht nur die Nuance des Hauttons beschreiben, denn dabei wäre nur schwer zu bestimmen, wo die Grenze zwischen hell und dunkel gezogen wird. Im Kontext von Kolorismus ist es so, dass Schwarze Menschen mit hellerer Hautfarbe bestimmte Privilegien gegenüber Menschen mit dunklerer Hautfarbe haben, da sie als näher am weißen Ideal verortet werden (auch: light-skinned privilege). Light-skinned und dark-skinned hängen aber auch mit dem persönlichen kulturellen Hintergrund zusammen. Zara und Jonathan positionieren sich als Afro-deutsch und light-skinned, Sebastian als Afrokaribisch-deutsch und light-skinned. Sie sind biracial, haben also einen Schwarzen und einen weißen Elternteil, sind aber primär in einem weißen, deutschen Haushalt aufgewachsen. Damit machen sie andere Erfahrungen, als Muna, Norcie und Christele, die sich als dark- beziehungsweise brown-skinned positionieren. Muna und Norcie sind in Somalia beziehungsweise Kamerun und Deutschland sozialisiert worden und in Haushalten mit Schwarzen Eltern aufgewachsen. Christele ist in Deutschland geboren und in einem kongolesischen Haushalt, ebenfalls mit Schwarzen Eltern aufgewachsen. Diese unterschiedlichen Einflüsse und Erfahrungen aufgrund des kulturellen Hintergrundes sind für alle Interviewpartner*innen in ihrer Positionierung als light- oder dark-skinned ausschlaggebend. Die Zuschreibungen, die sie aufgrund ihrer Hauttöne von außen erfahren, unterscheiden sich in unterschiedlichen Kontexten häufig von ihrer eigenen Positionierung.

Welche Erfahrungen die sechs in Berlin aufgrund ihres Aussehens häufig machen, könnt ihr in diesem Interviewzusammenschnitt hören.