Feldforschung in einem Schönheitssalon mit der Methode der teilnehmenden Beobachtung NEW SUN Sonnenstudio

Anne Jänichen

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Bei diesem Dokument handelt es sich um Original-Forschungsmaterial, das nicht übersetzt und nicht lektoriert wurde.

Ort meiner Feldforschung war das New Sun Sonnenstudio nahe des S-Bahnhofes Frankfurter Allee im Bezirk Lichtenberg. Ich habe bisher nie Berührungspunkte mit einem Sonnenstudio oder Solarium gehabt, finde diese Art der Schönheitspraktik allerdings schon immer auf eine Art und Weise interessant, wie zugleich befremdlich. Dies war meine Motivation diesen Ort zu meinem Forschungsfeld zu machen, die Erfahrung dort mit meinen Erwartungen abzugleichen und den Raum, die Menschen und den Umgang detailliert zu beobachten. Während der Feldforschung habe ich mich nicht als Forschende zu erkennen gegeben.

Nach kurzer Internetrecherche fand ich ein Studio in meiner Nähe, auf dessen Website man, im Vergleich zu anderen Sonnenstudios, etwas mehr Informationen fand. Obwohl dieses Studio in meiner Nachbarschaft liegt, bin ich noch nie darauf aufmerksam geworden, da es zwar nah an der Grenze zum Friedrichshain, jedoch schon im Bezirk Lichtenberg liegt. Noch am S-Bahnhof Frankfurter Allee ist das Stadtbild geprägt von den typischen Altbauten, sobald ich Richtung Lichtenberg abbog befand ich mich inmitten vielstöckiger Neubauten und kam nach wenigen Minuten beim New Sun Sonnenstudio an.

Das außen angebrachte Logo ist in Dunkelblau und strahlendem Gelb gehalten, auf dem sich der Schriftzug „NEW SUN zertifiziertes Sonnenstudio“ mehrfach wiederholt. Aus dem Laden heraus nehme ich von weitem violettes Licht wahr, das auch beim Betrachten von der Nähe durch den ganzen Laden strahlt. An der komplett verglasten Schaufensterfläche kleben cyanfarbene Abbildungen von den Modellen der Sonnenbänke, die sie wahrscheinlich anbieten. Sobald ich den Laden betrete stehe vor einem weißen, beleuchteten Empfangscounter, der mich an einen Messestand erinnert und von hinten durch eine türkise Trennwand begrenzt ist. An dieser sind 2 Regale angebracht, auf denen Solarium-Produkte, wie Cremes und Bräunungsbeschleuniger, in verschiedenen Größen stehen. Die Marken haben Namen wie Hawaiian Tropical, SuperTan oder Australian Gold. Rechts vom Counter befindet sich eine weiß gestrichene Wand an der 15 UVSV-Zertifikate verschiedener Vereine und Behörden hängen. Mir fällt die laute Radiomusik und ein bekannter Geruch auf, den ich aber nicht zuordnen kann.

Die Frau hinterm Counter, die ich auf Ende 20 schätzen würde, begrüßt mich mit einem kurzen „Hi“. Sie hat einen recht hellen Teint, blonde und schwarze Strähnen, lange Fingernägel und trägt ein Lippenpiercing. Ihre Augen sind sehr dunkel geschminkt und passend zur Ära, an die die Farben des Studios erinnern, trägt sie eine Hüfthose. Ich erkläre Ihr mein Vorhaben über den Winter regelmäßig ins Solarium zu gehen und bitte sie um eine Beratung. Daraufhin bietet sie mir einen Hauttest an, der meinen Hauttyp bestimmt und aus 10 Fragen mit mehreren Antwortmöglichkeiten bestand. Demnach könne man feststellen wie häufig und lang man auf die Sonnenbank gehen soll. Dieser Test ist beim ersten Besuch nicht obligatorisch, da sie mir den Test anbietet, wenn ich genügend Zeit mitgebracht habe. Ich setzte mich auf einen Sessel einer kleinen Sitzgruppe neben dem Eingang, beantworte die Fragen und unterschreibe die Belehrung.

Nach Ihrer kurzen Auswertung durch das Ausrechnen der Anzahl der angekreuzten A, B oder C Antworten, teilt sie mir mit ich sei Hauttyp 1. An Ihrem Gesichtsausdruck und Ihrem Tonfall kann ich erahnen, dass es eher ein negativ bewertetes Ergebnis ist. Menschen mit Hauttyp 1 und 2 sollen sich so gut es geht von Sonnenstrahlung fernhalten. Aber das sei kein Problem, sie hätte genügend Kunden, die auch mit Hauttyp 1 kämen. Wenn das für mich kein Problem wäre, würde sie mich in die Sonnenbank einweisen. Ich willige ein, zahle 3 Euro und sie erklärt mir sehr routiniert und komprimiert, aber dennoch freundlich, was zu beachten sei. Da ich mich vorher informiert habe, bin ich überrascht, dass sie nicht explizit auf die Wichtigkeit der Brille hinweist. Ich stehe nun mit dicker Winterjacke in dem sehr warmen Studio mit einem kleinen Handtuch, mit dem ich nichts anzufangen weiß, und einer kleinen grünen Brille in der Hand vor dem Counter und werde von der Mitarbeiterin in die Kabine 12 geführt. Anhand der Nummern an den Kabinen kann ich einschätzen, dass sich ungefähr 25 Kabinen in dem Sonnenstudio befinden müssten. Sie erklärt mir die Lüftungsfunktionen sowie den Gesichtsbräuner und verlässt die Kabine. In meiner Kabine befindet sich eine Soft Sonnenbank (eine Bank mit geringer Bestrahlungsstärke), die schon etwas veraltet aussieht. Auf der offenen Bank steht ein Plastikschild mit der Aufschrift „frisch desinfiziert, nur für Sie!“, daneben befindet sich ein kleines Bonbon. In der Kabine steht eine kleine weiße Bank zum Ablegen der Kleidung und ein wellenartig geformter Ganzkörperspiegel. Neben der Sonnenbank befindet sich ein großer Start-Schalter in Form eines Lichtschalters mit einer Minutenanzeige. Nach dem Entkleiden fällt mir auf, dass ich während der schnellen Einweisung vergessen hatte zu fragen, ob man sich auf einem Solarium eigentlich umdreht. Ich drücke auf den Knopf, das Solarium geht an, das Radio wird immer lauter, alles färbt sich sehr blau und die Lüftung rauscht laut. Nun liege ich 10 Minuten auf der Sonnenbank. Nachdem die Sonnenbank wieder ausgeht, nehme ich einen starken Geruch war und rieche an meiner Haut. Es ist eine Mischung aus verbrannter Haut und Creme, den Geruch, den ich beim Eintreten des Studios wahrgenommen habe.

Nach dem Ankleiden geht alles schnell: Ich verlasse die Kabine, mir wird ein nebensächliches „Tschau“ zugerufen, ich werfe das Handtuch in den Wäschekorb, das ich schlussendlich einfach unter meinen Kopf gelegt hatte, lege die Brille auf den Counter und verlasse den Laden.