“Teheran ist eine Frau. Eine dieser Frauen, die in der Ehe kein Glück hatte. Ihr Ehemann hatte keine guten Manieren. Er hat keinen Unterhalt gezahlt. Er hat sie verprügelt; sie schnell altern lassen. Sie hat viele Kinder, eins böswillig, eins aggressiv und rebellisch. Teheran hatte viele Eigentümer, aber die Betrüger haben sie ihr gestohlen. Ihre Nerven sind am Ende; sie nimmt jeden Tag ein Festmahl an Pillen ein. Man kann erkennen, dass sie früher schön war und viele Liebhaber hatte. Aber sie hatte einfach kein Glück.” (Fariba Khani, zeitgenössiche Schriftstellerin aus ihrem Buch “Like drinking a cup of tea”)
Die iranische Hauptstadt Teheran ist auf Zuwanderung gegründet und stellt eine sich rasant transformierende urbane Region dar. Neunzig Prozent der Stadt sind in den letzten fünfzig Jahren entstanden. Im Jahr 1956 hatte Teheran laut Volkszählung 1,5 Millionen Einwohner*innen. Heute leben 8,5 Millionen Menschen im Stadtgebiet und ca. 17 Millionen in der Metropolregion. Zusätzlich zu der iranischen Landbevölkerung, die in die Stadt strömte, erfuhr Teheran eine große Zuwanderung von afghanischen Migrant*innen, die als Straßen- und Bauarbeiter*innen maßgeblich am Ausbau der Stadt beteiligt waren. Neben den alten Palästen, Häusern und Basaren wuchsen Betonhochhäuser in den Himmel. Der Bau zahlreicher Autobahnen riss Schneisen in die Stadt, die sich wie ein Aderwerk durch die urbane Region ziehen.
Der iranische Architekt Farough Sanousi erklärt im Gespräch, dass Teheran zu schnell und zu unkontrolliert gewachsen sei. Man verliere so das Gefühl einer großstädtischen Teheraner Identität. Der Städteplaner Ali Madanipour (1998) schreibt: „Teheran bleibt eine Stadt der Fremden, eine fragmentierte soziale Welt mit einer schwach ausgebildeten öffentlichen Sphäre“.
(Wir empfehlen zum Weiterlesen: Malu Halasa & Maziar Bahari (Hg), 2008. Transit Teheran – Pop, Kunst, Politik, Religion. Junges Leben im Iran. Zürich: Salis Verlag.)
Albrecht, J. 2014. In and out of Iran: die transnationale Verhandlung weiblicher iranischer Idenitäten (Berlin, Teheran, Los Angeles). Berlin: Weissensee Verlag.
Madanipour, A. 1998. Tehran: The Making of a Metropolis. Chichester: John Wiley.
Schäfer, S., Becker, J. & Bernstorff, M. 2006. Kabul/Teheran 1979ff: Filmlandschaften, Städte unter Stress und Migration. Berlin: bbooks.